20.02.2017

Stop Racial Profiling!

von Coloniacs in Nachrichten


Das Thema Racial Profiling ist nichts Neues in Deutschland (und vielen anderen Ländern auf der Welt), nach der zurückliegenden Silvesternacht ist es allerdings mal wieder in aller Munde. Gemeint ist damit die verfassungswidrige Praxis von Polizisten oder anderen Sicherheitsorganen, Menschen aufgrund von äußeren Merkmalen (meist Hautfarbe, aber auch Religion, Staatsangehörigkeit o.ä.) zu kontrollieren.

Aus eigener Erfahrung, wissen wir und viele andere Fußballfans, wie mies es sich anfühlt ohne Grund von den Cops verdächtigt, überprüft und zum Teil festgesetzt zu werden. Zumindest aber ist es für uns eine freiwillige Entscheidung ins Stadion zu gehen oder zu Auswärtsspielen zu fahren. Menschen aus dem nicht-europäischen Ausland haben diese Wahlfreiheit nicht, wenn sie hierzulande vor die Tür gehen müssen oder wollen. Sie sehen sich einer ungleich höheren Wahrscheinlichkeit von unbegründeten Kontrollen ausgesetzt als Deutsche. Beziehungsweise als weiße Deutsche, denn auch Menschen, die hier geboren sind und einen deutschen Pass haben, aber z.B. türkische Vorfahren haben, kommen eher in Kontakt mit der Polizei ohne sich auch nur ansatzweise falsch verhalten zu haben.

Unserer Meinung nach ist ein Eingreifen von Sicherheitsbehörden nur dann gerechtfertigt, wenn der konkrete Verdacht einer Straftat vorliegt. Im Falle der Silvesternacht 2016/17 hatte die Polizei das Ziel Übergriffe wie im Vorjahr zu verhindern. Ein Vorhaben, das mehr als verständlich war und wir an sich in keiner Weise kritisieren. Es kann aber nicht angehen, dass wahllos Personen mit dunklerer Hautfarbe festgesetzt wurden und zum Großteil völlig unschuldig Stunden im Polizeikessel verbringen mussten. Hieß es anfangs noch es handele sich um mehrere hundert verdächtige Nordafrikaner (diskriminierend auch „Nafris“ genannt), musste die Polizei Tage später zurückrudern. Zum einen kam nur ein geringer Teil aus nordafrikanischen Staaten und zum anderen wurde eingestanden, dass das Gros der Männer willkürlich ausgewählt wurde. Es reichte, eine dunklere Hautfarbe zu haben. So waren zum Beispiel auch hier geborene Deutsch-Türken betroffen.
Dieses Herausgepicktwerden aus der Masse, macht etwas mit Menschen und suggeriert ihnen ständig nicht Willkommen zu sein. Die unbescholtene amerikanische Journalistin Sandhya Kambhampati berichtet zum Beispiel hierzulande in neun Monaten 23 Mal kontrolliert worden zu sein. Die ständigen Überprüfungen machten sie wütend, verunsicherten sie, demütigten sie. Nicht-Betroffene sagen oft „Na und, dann werde ich halt mal kontrolliert. Wenn ich nichts zu befürchten habe, ist das doch nicht schlimm“. Bedenken muss man aber, dass Racial Profiling kein Einzelfall ist, sondern steter Begleiter von Menschen wie Sandhya.

Rassismus hat viele Gesichter. Nicht nur Nicht-Weiße zu beleidigen oder aufgrund ihrer Herkunft/Hautfarbe anzugreifen ist rassistisch, sondern eben auch mehr oder weniger subtile Formen wie Racial Profiling sind es!