Den letzten Freitagabend im April nutzen handgezählte 38 Personen, um dem Vortrag des Journalisten Andrej Reisin im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe Kallendresser LIVE! zu lauschen. Der freie Mitarbeiter des Norddeutschenrundfunks (NDR) und Mitherausgeber des Weblogs publikative.org referierte zum Thema »Sogenannter Journalismus: Die mediale Darstellung von Fußballfans«.

Dabei vermittelte Andrej einen Einblick in die Funktions- und Arbeitsweise der Medienbranche und kritisierte die teilweise miserable Qualität einiger Berichterstattungen über Fußballfans. So illustrierte er anhand mehrerer Beispiele, wie ein Polizeibericht zu einer eiligen Meldung zusammengeschustert wird. Außerdem bemängelte Andrej, dass nur in seltenen Fällen Sportjournalisten den Versuch unternehmen in die Fanszenen einzutauchen. Im Gegensatz dazu kreidete er den Fans und vor allem den Ultraszenen an, sich den Medien zu verschließen und durch pauschales Attackieren »der Medien« ein Feindbild zu kultivieren. So kommt es nach Meinung von Andrej Reisin zu einer einseitigen Berichterstattung und der gleichzeitigen Bestätigung der beiderseitigen Vorurteile: »Chaoten und Gewalttäter« auf der einen, »sensationsgeile Ahnungslose« auf der anderen Seite. Andrej vertritt den Standpunkt, dass der Kampf um die öffentliche Meinung für Fans und Ultras nur zu gewinnen sei, wenn die pauschale Ablehnung gegenüber Medien aufgegeben und die Chance wahrgenommen wird, selbst an der eigenen Außendarstellung mitzuwirken.